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Slumerneuerung Indien, Baljit Nagar_ Urban house kit : create your personal space _ Selbstbauprojekt für die Bewohner in Baljit Nagar
Sophie Eitner |
Projekt Master „Baljit Nagar, Slumerneuerung in Indien“: Baljit Nagar steht stellevertretend für eine der vielen informellen Siedlungen („Slums“) in Delhi, Indien, die auch als „Ankunftsstädte“ bezeichnet werden, da Sie für die neu in die Stadt gezogenen Landbewohner die Hoffnung auf ein besseres Leben in der Stadt verkörpern. Mit all ihren Problemen, städtebaulichen Missständen und teilweise desaströsen Lebensbedingungen sind die Gebiete trotz allem geprägt von Optimismus, Einfallsreichtum und kreativer (Über)lebenskunst der Bewohner. Im Projekt ging es darum Alternativen zu finden zu dem bisherigen Vorgehen von Abriss und Zwangsumsiedlung – Alternativen, die die Bewohner mitnehmen und gemeinsam mit der vorhandenen kreativen Kraft einen lebenswerten Stadtteil schaffen.

Konzept

Das informelle Gebiet Baljit Nagar, welches in Delhi liegt, soll aufgewertet werden. Die Umgestaltung soll mehr Lebensqualität und vor allem legaler Lebensraum schaffen. Benötigt werden Lösungen gegen den unkontrollierten Wachstum des Gebiets und den damit einhergehenden Problemen wie statisch unsichere Gebäude, mangelnde Wasserversorgung und starke Verschmutzung. Die Maßnahmen zur Aufwertung des Gebiets sollen gemeinsam von öffentlicher Hand und Bewohnern umgesetzt werden. Bei der Umgestaltung ist es wichtig, dass die Bedürfnisse der Bewohner im Vordergrund stehen und diese durch die Maßnahmen keine Nachteile erleiden. Die Umgestaltung soll in verschiedenen Phasen durchgeführt werden, bei denen die Bürger aktiv in den Bau- und Umgestaltungsprozess mit einbezogen werden. Durch die enge Einbindung soll einerseits das vorhandene handwerkliche Potenzial genutzt, andererseits aber auch die Akzeptanz für das neue Projekt gesteigert werden. Dadurch, dass die Bewohner sich selbst verwirklichen können, soll das Verantwortungsgefühl für den neuen Lebensraum wachsen. Das Bilden von verschiedenen Verantwortungsgruppen, die sich um Pflege und Ausbau der gemeinsamen Strukturen und Nutzungen kümmern, wirkt hierbei verstärkend. Neben neuen Wohn- und Arbeitsstrukturen soll eine Kulturachse sowie eine neue Mobilitätsroute mit Bushaltestellen und Rikscha Sammelplätzen entstehen. Der gesamte Prozess soll über eine Community App gesteuert werden, die die Menschen informiert und vernetzt.

Realisierungsphasen des Umgestaltungsprozesses

1. Ausbau des vorhandenen Straßennetzes: bekannte Umgebung erhalten. Anlegen der Kulturachse und Mobilityroute. 2. Aufbau Stahlbetonrohbaustrukturen durch die öffentliche Hand inklusive Communitymodulen zur gemeinschaftlichen Nutzung. 3. Bewohner erwerben für kleines Geld/Minikredite Modulbauplätze und damit legalen Eigentum. 4. Bauplätze werden mit Modulbauteilpaletten selbst ausgebaut. 5. Nach Umsiedlung der Bewohner, wird das angrenzende Gebiet bearbeitet. 6. Verantwortungsgruppen für Ausbau und Pflege bilden.

3D Umgebungsmodell und Visualisierung der Kulturachse

Der Ausbau startet auf unbebauter Fläche und wird Schritt für Schritt, nach Umsiedlung der Bewohner, fortgesetzt. Um die Identität des Gebiets nicht zu entfremden, können die Rohbaustrukturen auch in den Bestand erhaltenswerter Gebäude integriert werden. Die Gassenstruktur zieht sich im neuen Gebiet fort und weitet sich in Quartiersplätze auf.

Ausbau der Rohbaustrukturen mithilfe einer Modulpalette

Für den Selbstausbau können die Bewohner entweder zwischen fertigen Modulen wählen und sich Kombinationen zusammenstellen oder aus Modulbauteilen eigenständig Module erstellen. Der Prozess wird über die Community App gesteuert. Die Wand- und Bodenmodule bestehen aus einer Holzkonstruktion mit eingeschobenen Lehmsteinen, welche in Kooperation mit dem Auroville-Earth-Institute hergestellt werden.

Geregelter Ausbau der Rohbaustrukturen: Ansicht + EG Grundriss einer Arbeits- und einer Mischstruktur

Die Rohbaustrukturen haben neben den Communitymodulen und einer Regenwassersammelanlage auch einen gemeinschaftlichen Hof. Der Ausbau wird durch Richtlinien und Freihaltereglungen gelenkt, um ausreichende Belichtung und einen geregelten Zugang zu den einzelnen Einheiten zu gewährleisten. So entstehen weitere Freiräume, die gemeinschaftlich z.B zum Anbau von Lebensmitteln genutzt werden können.

Visualisierung und Nutzungsplan der Kulturachse

Die Kulturachse soll die Identität und das Potenzial der Bewohner stärken und nach außen tragen. Hier sollen neue Gemeinschaftsnutzungen entstehen. Die Achse soll genau wie die Wohn- und Arbeitsstrukturen in Bürgerbeteiligung erbaut werden, um sie auf die Bedürfnisse der Bewohner zuzuschneiden und sie so zu einem Ort des Austauschs zu machen.