Konzept
Die Wettbewerbsaufgabe sieht eine Weiterentwicklung des Rosenthal-Quartiers im Osten Warschaus, genauer gesagt im sich zum kulturellen Szeneviertel der Stadt entwickelnden Praga vor. In unmittelbarer Nähe zum Warschauer Ostbahnhof soll hier neuer Raum für öffentliches Leben, Studierenden- und Familienwohnen entstehen. Das Grundstück befindet sich im südlichen Teil von Praga und ist nur zwei Kilometer vom östlichen Ufer der Weichsel entfernt. Die ebenfalls fußläufig zu erreichenden Grünanlagen, der Kamionkowski- und der Skaryszewskispark, gehören zu den beliebtesten Parks Warschaus und werten die Lage und ihr städtebauliches Potenzial enorm auf. In der direkten Umgebung des Grundstücks finden sich außerdem eine Schule, Wohnbebauungen und eine kleine Galerie wieder. Auf dem Grundstück selbst befindet sich ein altes, denkmalgeschütztes Fabrikgebäude, das im Zuge der Neubebauung saniert werden und als zukünftiges Kulturzentrum mit in das Ensemble eingebunden werden soll. Grundsätzlich ist das Gebiet sehr heterogen gestaltet und folgt keinen übergeordneten städtebaulichen Strukturen. Seine dadurch entstehende chaotische und lose zusammengewürfelte Anmutung macht den Ort zu einem eher unattraktiven Durchgangspunkt des Bahnhofs und nimmt ihm sein städtisches Potenzial.
Lageplan und Piktogramme
Der Entwurf reagiert mit seiner unregelmäßig mäandrierenden, parasitär wirkenden Form auf die vielen unterschiedlichen Raumkanten der Umgebung und lässt dadurch sinnvolle Außenräume und Bezüge zur Nachbarsbebauung entstehen. Die beiden Gebäudeteile rahmen im Norden einen dem Bahnhof vorgelagerten öffentlichen Platz, der als Bahnhofsvorplatz, Ankommbereich und Aufenthaltsort im Viertel fungiert. Ein siebzig Meter in die Höhe ragender Hochpunkt unterstreicht die neue städtebauliche Wichtigkeit des Ortes.
Grundriss Erdgeschoss
In der Mitte des Grundstücks formen die Kanten des Gebäudes einen großflächigen Innenhof, der den Bewohnern und Besuchern des Quartiers Raum für zahlreiche Aktivitäten bietet. Der Platz bildet gleichzeitig die neue Front des bestehenden, komplettsanierten und überbauten Fabrikgebäudes und bindet es so in das neue Ensemble ein. Im Westen und Osten entstehen durch gezielte Einbuchtungen und Durchgänge starke Bezüge zur Nachbarsbebauung. Durch kleine Umstrukturierungen im Verkehrsnetz werden die Bezüge zur Umgebung verstärkt und neue Aufenthaltsqualitäten geschaffen.
Schnitte und Ansichten
Im Bereich des Bahnhofsplatzes finden sich die sehr öffentlichen Funktionen des Ensembles wieder. Im rechten Gebäudeteil befindet sich ein Kino mit großem Restaurant im Erdgeschoss, im linken erstreckt sich ein Kaufhaus über den gesamten Westen des Grundstücks. Im Hochhaus finden über 250 Studierendenzimmer Platz, im Südwesten schaffen Bibliotheks-, Lernbereiche und Mensa eine Verbindung und räumliche Erweiterung der gegenüberliegenden Schule. Im alten Fabrikgebäude und im südöstlichen Bereich befinden sich ein Kulturzentrum, in den Obergeschossen Familienwohnungen.
Konstruktion und Fassade
Die Homogenität des Baukörpers wird durch eine durchgängige, vorgesetzte Zweitfassade unterstrichen, die die verschiedenen Funktionen und deren Ausdruck in den eigentlichen Fassaden verbindet und ein einheitliches Bild ermöglicht. Die Verkleidung aus schwarzem Metall bildet einen Kontrast zu den weißen Putzflächen der Umgebung und verleiht dem Gebäude eine ruhige und unaufdringliche Wirkung. Eine Mischkonstruktion aus Stahl und Stahlbeton bilden das Tragwerk des Entwurfs. Im Inneren dominieren Sichtbetonoberflächen, dunkles Metall sowie helle und dunkle Holztöne.
Visualisierung Innenraum