Skip to content
100 qm Landlust _ Nordfriesland
Amelie Schwartze |
Im Kern dieser Studienleistung geht es um selbstständiges Erarbeiten von Lösungen in kurzer Zeit, unter Anwendung der im Studienverlauf gewonnenen Erkenntnisse. Aus dem Aufgabenblatt: Wählen Sie eine Region in Deutschland, welche unverwechselbare Charakteristiken aufweist und analysieren Sie das hier vorherrschende Ortsbild, also das Erscheinungsbild einer typischen Ortschaft. Im nächsten Schritt ist – resultierend aus der Analyse – ein Landhaus mit exakt 100 qm Wohn- und Nutzfläche (Warmraum) zu entwickeln. Die Bauherrschaft erwartet von Ihnen einen zeitgemäßen, innovativen Entwurf eines Landhauses für die familiäre Nutzung, welches sich in das gewählte Ortsbild einfügt, ohne jedoch im Erscheinungsbild historisierend zu wirken.

Konzept

Kern der Aufgabe war es für eine Familie ein Ferienhaus im ländlichen Raum zu entwerfen. Das Landhaus sollte die traditionelle Gestaltung- und Bauweise der Region auf neue Art und Weise aufnehmen. Da ich meine Kindheit oft im Norden Deutschlands verbrachte, war es mir wichtig, die Charakteristiken der dortigen Ortschaften und der üblichen Bauweise zu analysieren. Hierbei konzentrierte ich mich äußerliche auf die traditionelle Ziegelsteinfassade und im Inneren auf die Grundrissstruktur des friesischen Landhauses.

Analyse: Umgebung & Grundrissstruktur

Nieblum auf Föhr ist ein kleiner Ort mit vielen Gebäuden, die noch der traditionellen Bauweise entsprechen - Mauerwerk bestehend aus rotem Ziegelstein, im Blockverband. Zur Straße hin, zeigen sich die großen Reetdächer unter denen die kleinen weißgestrichenen Sprossenfenster fast zu verschwinden erscheinen. Die meisten Häuser sind mit Krüppelwalmdächern und mehreren Gauben versehen. Der Eingang liegt mittig unter einem spitzen Zwerchgiebel und einem auffälligen, gebogenen Sturz. Wie in den meisten ländlichen Regionen ist die dichte der Häuser nicht besonders hoch, weshalb die Fläche um das Gebäude mindestens genauso wichtig ist, wie die Innenräume. Das uthlandfrisische Haus ist einer der Frieslandhaustypen, die man auch auf Föhr findet. Geprägt durch die Landwirtschaft sind sowohl Stall, als auch Wohnraum innerhalb eines Gebäudes untergebracht. Die innere Struktur lässt sich somit in zwei Nutzungsbereiche aufteilen, welche jedoch durch die Vordiele getrennt, aber auch verknüpft werden. Diese Grundrissstruktur habe ich im neuen Landhaus wieder aufgenommen.

Grundriss Erdgeschoss & Obergeschoss

Heutzutage benötigen wir nicht mehr allzu viel Nutzraum, daher ändert sich die Gewichtung der Nutzungen im neuen Landhaus im Vergleich zum uthlandfrisischen Haus. Der Wohnraum ist zudem offener und durch Schiebetüren flexibler nutzbar. Die Trennung der beiden Teile wurde beibehalten. Diese durchgesteckte Diele ermöglicht eine direkte Erschließung in das Obergeschoss des Hauses und in den Garten. In dem Obergeschoss liegt zentral eine Arbeitsniesche. Die Schlafräume und das große Badezimmer ordnen sich dieser an. Integrierte Möbel ermöglichen so die Nutzung der Flächen unter den Dachschrägen. Der Garten des Hauses ist dem ländlichen entsprechend gestaltet - großzügig und vielseitig in seiner Nutzung. Neben der großzügigen Terrasse, die an das Esszimmer anknüpft, findet man auch im Garten Plätze zum Verweilen. Zwar interpretiert das neue Landhaus das Leben auf dem Land neu, dennoch fügt es sich in die nordfriesische Landschaft ein.

Ansicht West & Ost

: Das prägende Erscheinungsbild durch den Ziegel wird auch im neuen Landhaus mit dem typischen Blockverband wieder aufgenommen. Ein weiteres Element dieser Bauweise ist der Sturz. Dieser wird hier zur Betonung der Eingangssituation verwendet. Wichtig hierbei war es, die Ziegelmaße für Außen-, Vorsprungs- und Öffnungsmaß einzuhalten. Das Dach ist nun ein schlichtes Satteldach ohne Überstand. Zudem wurde auf Gauben verzichtet und die ausreichende Belichtung durch Dachfenster ermöglicht. Die Fenster zur Straße hin, sind meist sehr klein, daher ist die Nordfassade ebenfalls, neben der Eingangstür, nur mit einem Fenster versehen. Die verspielten Sprossen wurden nicht wieder aufgenommen, da ihre Funktion heutzutage nicht mehr nötig ist. Stattdessen wird mit unterschiedlich großen Fenstern gespielt.

Ansicht Süd & Nord, Schnitt A_A & B_B

Vergleich Nordfriesland / Odenwald

In der ländlichen Architektur sind verschiedenste Gestaltungsansätze und traditionelle Bauweisen zu finden. Diese tragen zur Einzigartigkeit und Wiedererkennbarkeit der jeweiligen Regionen bei. Somit gab es eine Vielzahl an unterschiedlichen Beiträgen zum Stegreif „100 qm Landlust“. Hier sind zwei dieser Beiträge zu sehen, die trotz verschiedener Regionen und Bauweise, eine gemeinsame Formensprache erkennen lassen.

Verknüpfung