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Vertikale Stadt
Isolde Höfle |

Konzept

Der Office Tower (Ecke Rheinstraße/ Neckarstraße, Darmstadt) soll einem Projekt Platz machen, das vielerlei Bedürfnissen gerecht wird: Die Vertikale Stadt ist das Zuhause ihrer Bewohner:innen, gleichsam aber auch Anlaufpunkt für die Menschen des Viertels oder gar der ganzen Stadt. Ziel ist es, eine soziale Heterogenität zu erreichen, damit Austausch und Perspektivwechsel zwischen Personen unterschiedlicher Hintergründe möglich wird. Räumlich spiegelt sich diese Absicht in der Einrichtung städtischer Orte wie beispielsweise einem Theater, einem Quartierscafé und einer Werkstatt wider. Daneben entstehen auf jedem Stockwerk Funktionsräume, die ebenso wie die Erschließungsbereiche als Orte der Begegnung, wie sie in einer Stadt natürlicherweise stattfindet, fungieren. Diese öffentlichen und halböffentlichen Räume bestimmen daneben die Grundrisse der Wohneinheiten, wodurch unterschiedliche Raumkonstellationen erzeugt werden. So kann vielen verschiedenen Wohn- und Lebensmodellen Raum gegeben werden.

Lageplan mit Dachaufsicht M 1:500, Ansicht Nord M 1:200

Die Vertikale Stadt befindet sich in urbanem Umfeld mit hohem Verkehrsaufkommen. Einerseits soll dazu durch eine intensive Begrünung des Daches und einer Gartenanlage auf dem Nachbardach ein Kontrast und damit ein Rückzugsort hergestellt werden. Zum anderen wendet sich das Gebäude zur Stadt hin und strahlt die vielen Funktionen, die es beherbergt, nach außen. In den unteren Geschossen sind die öffentlichen Einrichtungen angesiedelt, die sich in den nächstgelegenen Stadtraum öffnen bzw. erweitern lassen. Auch die anderen Funktionsräume sind an der Fassade ablesbar, sodass trotz des Rückzugcharakters eine gewisse Transparenz gegeben und der Zugang zur Vertikalen Stadt niederschwellig ist.

Erschließungssystem, Sprungschnitt M 1:200

Der vorhandene Gebäudekern enthält unter anderem zwei Aufzüge, die einen barrierefreien Zugang zu allen Stockwerken ermöglichen. Ein alternatives Treppenhaus fördert weitere zufällige Begegnungen im Haus. Diese Treppen erschließen die Funktionsräume, münden aber auch auf einer Art Piazza. Großzügige und angenehme Räume sollen den Aufenthalt in diesen Erschließungsbereichen attraktiv machen, sodass ein reger Austausch, ein Getummel wie in einer Stadt entsteht. Die Treppen verlaufen nach einem Muster, sodass eine Orientierung im Gebäude trotz der großen Diversität der einzelnen Stockwerke möglich bleibt.

Grundriss 3. OG M 1:100

Jedes Geschoss erhält durch den Funktionsraum seinen eigenen Charakter. Das Material, das in diesem Raum vorherrschend ist, wird nach außen gekehrt und macht die Tätigkeit im Inneren kenntlich. Die Räume unterscheiden sich, den Nutzungen angepasst, in Größe und Ausrichtung, sodass die angrenzenden Wohnungen in ihrem Schnitt grundsätzlich von den Funktionsräumen beeinflusst werden. Die Wohnungen ergeben also Schnitte für die verschiedensten Personenkonstellationen – von Einzel-Appartments bis Großfamilienwohnungen ist alles denkbar. Im 3. OG steht als Fuktionsraum ein Ort zum Musizieren zur Verfügung. Je nach nach Bedarf kann er in einzelne Räume unterteilt werden.

Wohnung Nord-West, 3. OG: Schnitte und Grundriss M 1:50

Die 54 m² große Wohnung ist auf zwei zusammenlebende Personen ausgelegt. Trotz der geringen m²-Zahl (in Anbetracht aktueller Statistiken zur Wohnfläche pro Person in Deutschland), kommt in der Wohnung nicht das Gefühl der Enge auf. Vielmehr wird durch den Durchblick vom Schlafzimmer bis in den Essbereich eine Offenheit erreicht. Nischen in der Küchenwand und in einer erweiterten Fensterlaibung bilden Rückzugsräume und schaffen Behaglichkeit und Geborgenheit. Das an der Nordseite eingebaute Sideboard strukturiert die Wohnung und enthält dazu mehrere Funktionen wie beispielsweise ein eingelassenes Sofa und einen Schreibtisch. Die Wohnung darf auch deshalb so klein sein, weil viele Dinge wie Waschmaschinen oder Badewanne und Sauna in die Funktionsräume ausgelagert sind. Indem Räume und Geräte gemeinschaftlich verwendet werden, können neben der Wohnfläche auch andere Ressourcen geschont werden, ohne an Luxus einzubüßen.

Modell Küchenwand mit Sitznische M 1:20